Instandsetzung Denkmäler kostengünstig und fachgerecht renovieren
Das Karlsruher Institut für Technologie entwickelt einen maßgeschneiderten Ansatz für die Instandsetzung eines Viaduktes der Schwäbischen Waldbahn in Welzheim. Mittels Ultraschall und Bauradar konnten die Schäden detailliert erfasst und günstig repariert werden.
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Die denkmalgeschützte Waldbahn in Welzheim gehört zu den schönsten Bahnlinien in Süddeutschland. Ihre Viadukte sind jedoch ein Sanierungsfall. So weist das 100 Jahre alte Eisenbahnviadukt an der Laufenmühle Schäden auf – Risse ziehen sich durch den Stahlbeton. Würde man das Viadukt mit heutigen Standard-Methoden sanieren, wären der Aufwand und die Kosten immens und der Denkmalcharakter gefährdet. Dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) Innovation Hub „Prävention im Bauwesen“ ist es gelungen, die richtigen Partner zusammenzubringen und einen maßgeschneiderten Ansatz für eine nachhaltige Instandsetzung des Viadukts zu entwickeln.
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Detaillierter Datensatz ermöglicht individuelle Instandsetzung
„Der Bau des Laufenmühle-Viadukts vor hundert Jahren war eine technische Meisterleistung der Bauingenieure“, erklärt Professor Andreas Gerdes, wissenschaftlicher Leiter des KIT Innovation Hub. „Auch bei der Sanierung der geschädigten Betonpfeiler und -bögen betreten die Ingenieure Neuland.“ Ausgehend von heutigen Regelwerken und den erhobenen Bauwerksdaten war für die Instandsetzung dieses Viadukts eine Stützkonstruktion unter den Viaduktbögen aus 30 cm bis 50 cm dicken Betonbögen vorgesehen, die jedoch das historische Erscheinungsbild des Bauwerks stark verändert hätte. „Der damit verbundene Aufwand und die Kosten wären immens gewesen“, sagt Gerdes. „Wir haben stattdessen naturwissenschaftliche Methoden eingesetzt und damit die Datenlage so verbessern können, dass die Instandsetzung individuell und substanzschonend an das Laufenmühle-Viadukt angepasst werden konnte.“ Der Einsatz von modernen naturwissenschaftlichen Methoden bei historischen Ingenieurbauten kann maßgeschnittene Handlungsoptionen im Denkmalschutz eröffnen, gerade bei den frühen Stahlbetonkonstruktionen.
„Mittels Ultraschall und Bauradar wurde jeder Zentimeter des Viadukts in einer Tiefe von 50 cm bis 70 cm untersucht, dokumentiert und die geschädigten Stellen identifiziert und bewertet“, berichtet Gerdes. Die Zusammenarbeit zwischen der Ionys AG, einer KIT-Ausgründung, und dem Ingenieurbüro Patitz lieferte ein detailliertes Bild über Schäden in dem Viadukt. Mit diesen Daten konnte das Ingenieurbüro Rothenhöfer aufgrund eines Berechnungsansatzes die statischen Grundlagen für die Instandsetzung bereitstellen. Werden die Daten detailliert aufgenommen und analysiert, kann es für Gemeinden als Bauherren einfacher werden, nachhaltig zu planen, Ressourcen optimal einzusetzen und ein maßgeschneidertes Instandsetzungskonzept umzusetzen.
Baudenkmäler im ursprünglichen Aussehen erhalten
Für das Laufenmühle-Viadukt heißt das, dass demnächst in die geschädigten Bereiche der Bogenbrücke gezielt Zementsuspensionen injiziert werden. „Dadurch ist es möglich, das Laufenmühle-Viadukt in seinem ursprünglichem Aussehen zu erhalten“, erklärt Gerdes. „Und die Sanierung ist wesentlich günstiger.“ So muss die Stadt Welzheim nur noch eine Summe von 2,2 Millionen Euro aufbringen – statt der 3,5 Millionen Euro für die ursprünglich geplante Sanierung. Gleichzeitig kann mit dem Erhalt des Bahnbetriebs auch für die Touristen das Vergnügen einer Bahnfahrt mit dem historischen Zug gesichert werden. Die Sanierung soll parallel zum laufenden Betrieb bis zum Sommer 2017 abgeschlossen werden.
Die Schwäbische Waldbahn verläuft zwischen Rudersberg und Welzheim und setzt sich aus drei Viadukten zusammen: Laufenmühle-Viadukt, Strümpfelbach-Viadukt und Igelsbach-Viadukt. Die knapp 23 Kilometer lange Strecke steht als Gesamtensemble unter Denkmalschutz. Besonders das Laufenmühle-Viadukt gilt als markantes Brückenbauwerk des frühen Eisenbahnbaus und ist zu einem Wahrzeichen geworden. Seit 2010 ist die Touristikbahn schon in Betrieb und hat sich für den Luftkurort Welzheim zu einem wichtigen Infrastrukturfaktor entwickelt. (kj)
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