Verbundwerkstoffe AVK vergibt Innovationspreise 2011
Die AVK – Industrievereinigung Verstärkte Kunststoffe hat anlässlich der Internationalen AVK-Tagung und in Anbindung an die Fachmesse COMPOSITES EUROPE den AVK-Innovationspreis vergeben.
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Der begehrte Innovationspreis der AVK wurde in diesem Jahr in drei Kategorien vergeben: Industrie, Umwelt und Hochschule. Ausgezeichnet werden wieder herausragende Entwicklungen aus dem Bereich der verstärkten Kunststoffe. In der Kategorie Industrie gewann die Eppinger Dieffenbacher GmbH, Maschinen- und Anlagenbau in Kooperation mit DSM Composite Resins aus Bruchsal sowie dem Fraunhofer Institut für Chemische Technologie aus Pfinztal. Der erste Preis in der Kategorie Hochschule ging an das Bremer Faserinstiutut e. V. mit ihren Partnern Hochschule für Künste Bremen und InnoWi GmbH. Im Bereich Umwelt freute sich die Zajons Logistik Entsorgungsgesellschaft mbH mit ihren Partnern Zajons Zerkleinerungs GmbH, beide aus Melbeck und die Holcim (Deutschland) GmbH aus Hamburg, über den Innovationspreis 2011.
Faserverbund-Schneckenblattfeder mit stufenlos einstellbarer Federsteifigkeit
Das Faserinstitut Bremen hat die CFK-Schneckenblattfeder entwickelt. Die Schneckenblattfeder ist aus einem Laminat unterschiedlicher Faserorientierungen aufgebaut, das sich kontinuierlich verändert. Hierdurch ergeben sich unendlich viele Federsteifigkeiten, die stufenlos von sehr hart bis sehr weich eingestellt werden können. Diese Einstellung erfolgt durch einfaches Drehen der runden Schneckenblattfeder in ihrem Lager. Bevor der Lagenaufbau festgelegt wird, werden mit analytischen Methoden die Federsteifigkeiten ermittelt. Die Simulationsergebnisse werden schließlich bei der mechanischen Prüfung von Musterbauteilen der Feder validiert.
Dank des Einsatzes von CFK, aber auch von GFK, ist ein erheblicher Leichtbau möglich geworden. Das Faserinstitut Bremen hat zusammen mit den Produktdesignern der Hochschule für Künste in Bremen, gefördert durch die Verwertungsgesellschaft des Landes Bremen, der INNOWI GmbH, gemeinsam in einem Projekt bereits eine Kleinserie verwirklicht. Etwa 100 GFK- und CFK-Schneckenblattfedern sind bisher produziert worden, die mechanisch geprüft worden sind und als Muster dienen. Die neuartige Feder kann in fast allen federnden Systemen eingesetzt werden, so beispielsweise in den Bereichen Sitz- und Liegemöbel, Fahrzeugsitze, Fahrzeugfederung, Fahrrad-Sattelstütze, Aktiv-Rollstühle und vielen anderen. Experten rechnen mittelfristig mit hoher Stückzahlproduktion, weil die Innovation so vielfältig einsetzbar ist und zudem sehr langlebig und wartungsarm. Dank der automatisierten Produktion können niedrige Herstellungskosten realisiert werden.
Neuer Direktprozess zur Herstellung von qualitativ hochwertigen SMC-Bauteilen
Der Werkstoff SMC (Sheet Molding Compound) wird bereits seit Langem erfolgreich in vielen Anwendungsgebieten eingesetzt, zum Beispiel als Außenhautbauteil im Karosseriebereich. Bisher wurde SMC im Halbzeugprozess hergestellt und als Mattenware an Betriebe zur Bauteile-Herstellung geliefert, die diese Matten dann pressen. Die Dieffenbacher GmbH hat nun eine innovative Direkt-SMC-Technologie entwickelt, mit der langfaserverstärkte Kunststoffe erstmals in einem kontinuierlichen Prozess von den Ausgangsmaterialien bis zum gepressten Bauteil in einer geschlossenen Prozesskette hergestellt werden können. Somit werden die kostenintensive Lagerung zur SMC-Reifung sowie der Transport des bisherigen SMC-Halbzeuges eingespart. Weitere Vorteile der direkten Verarbeitung des Compounds gegenüber dem konventionellen Halbzeug-Prozess sind die hohe Flexibilität bei der Generierung bauteilspezifischer Formulierungen, kurze Optimierungsschleifen und die Option, neue Harzsysteme mit besseren Eigenschaften einzusetzen. Somit entsteht eine wesentlich höhere Wirtschaftlichkeit und Produktivität.
Einführung eines europaweiten Rücknahme- und Recyclingsystems für Faserverbund-kunststoffe
In der Kategorie Umwelt geht der erste Platz an die Zajons Logistik, die den CompoCycle entwickelt hat, ein europaweites Rücknahme- und Recyclingsystem für Faserverbundkunststoffe. Gemeinsam mit dem Partner Zajons Zerkleinerungs GmbH wurde ein System erarbeitet, das eine hundertprozentige Verwertung von GFK- und CFK-Abfällen ermöglicht. Bisher galten duroplastische, faserverstärkte Kunststoffe als schwer zu entsorgende Abfälle. Die Abfälle aus Glasfaserverstärkten Kunststoffen (GFK) beziehungsweise Kohlenstofffaserverstärkten Kunststoffen (CFK) wie beispielsweise aus ausgedienten Rotorblättern, werden in einem neuen mehrstufigen Verfahren staubminimiert zerkleinert und von sogenannten Störstoffen befreit. Dies geschieht in einer industriellen Anlage, in die etwa sechs Millionen Euro investiert werden mussten. Die Recyclinganlage hat eine Kapazität von 60.000 Tonnen pro Jahr. Zugleich mit der Zerkleinerung wird ein hochwertiger Sekundärrohstoff für die Produktion von Zement hergestellt. Dieser ersetzt Primärrohstoffe wie Kohle und Silizium. Der große Vorteil dieses neuen Rücknahme- und Recyclingsystems ist, dass der gesamte Prozess zu hundert Prozent restefrei und nachhaltig läuft und es eine hundertprozentige Verwertungsgarantie gibt. (qui)
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