Elektrokonstruktion

Steuerungs- und Schaltanlagenbau Auf Knopfdruck zum Schaltplan

Im Vergleich zur mechanischen Konstruktion wird die Elektrokonstruktion häufig als unliebsames Anhängsel gesehen. Wie die Eplan-Lösung Ebuild jetzt für mehr Effizienz sorgt, verrät uns Holger Jansen von Eplan.

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Vorgefertigte oder auch individuell erstellbare Bibliotheken in Ebuild ermöglichen es Eplan-Anwendern, Schaltpläne automatisiert zu erstellen.
Vorgefertigte oder auch individuell erstellbare Bibliotheken in Ebuild ermöglichen es Eplan-Anwendern, Schaltpläne automatisiert zu erstellen.
(Bild: Eplan)

konstruktionspraxis: Herr Jansen, die Studie Engineering 4.0 zeigt, dass durch konsequente Automatisierung der Engineering-Prozesse der Aufwand in der Verdrahtung im Steuerungs- und Schaltanlagenbau um bis zu 80 % reduziert werden kann. Wie zahlt Ebuild, die neue Engineering-Lösung von Eplan, darauf ein?

Jansen: Eine Verdrahtungsliste ist Grundlage effizienter Folgeprozesse im Steuerungs- und Schaltanlagenbau. Umso wichtiger ist es, dass diese korrekt ist. Darauf zahlt Ebuild ein, weil die Lösung durch eine neue Methodik für das automatisierte Engineering die Qualität der Dokumente steigert.

konstruktionspraxis: Wie genau funktioniert die Methodik mit Ebuild?

Holger Jansen, Business Owner Cloud Software Automated Engineering bei Eplan: „Mit Ebuild sinkt die Fehlerquote und Anwender berichten von Zeitersparnissen von 80 bis 90 % im Engineering.“
Holger Jansen, Business Owner Cloud Software Automated Engineering bei Eplan: „Mit Ebuild sinkt die Fehlerquote und Anwender berichten von Zeitersparnissen von 80 bis 90 % im Engineering.“
(Bild: Valéry Kloubert/Eplan)

Jansen: Stellen Sie sich vor, Sie müssen ein Textdokument verfassen – etwa einen Brief oder ein Anschreiben. In der Regel greifen Sie dabei auf Textbausteine oder eine bereits erstellte Vorlage zurück. Dann wird diese ausgefüllt, also man ändert etwa die Anschrift und die Kundennummer – dann klingelt das Telefon oder es kommt eine wichtige Mail rein. Und schon ist die Fehlerquelle da: Durch die Ablenkung vergessen Sie, einen Parameter zu ändern. Und die zweite Fehlerquelle sind natürlich die Vorlagen selbst, die fehlerbehaftet sein können. Die klassische Vorgehensweise bei der Arbeit mit Eplan ist sehr ähnlich: Die Kunden haben Vorlagenprojekte, im Idealfall stehen auch schon Makros zur Verfügung und dann wird über Copy und Paste das Projekt zusammengestellt.

Mit Ebuild ist das Vorgehen grundlegend anders: In einem Konfigurator sieht der Anwender direkt, welche technischen Parameter zur Verfügung stehen. Dabei greift der Konfigurator im Hintergrund auf ein technisches Modell zurück, das nur valide Daten zur Verfügung stellt. Falsche Eingaben, etwa bei der Auswahl von Leistungen oder Drahtquerschnitten, sind daher gar nicht möglich. So sinkt die Fehlerquote drastisch und Anwender berichten von Zeitersparnissen von 80 bis 90 % im Engineering.

konstruktionspraxis: Woher kommt das Wissen, das im Konfigurator steckt?

Jansen: Ebuild besteht aus zwei Teilen, dem Designer und dem Project Builder. Wir nennen den Anwender des Designers einfach mal „Dieter“, den Anwender des Project Builders nennen wir „Karl“. Dieter, in der Regel Elektrokonstrukteur und Entwicklungsingenieur, ist der Experte für ein Produkt und hat das nötige Engineeringwissen. Dieses Wissen, etwa zu den benötigten Einspeisungen oder Drahtquerschnitten, transferiert er in ein technisches Modell und stellt es auf diese Weise seinem Kollegen Karl zur Verfügung.

konstruktionspraxis: Das heißt, Karl muss kein Detailwissen über das Projekt haben?

Jansen: Genau, Karl muss nur wissen, was die Anforderungen sind – er muss kein Eplan- und auch kein Produktexperte sein. Denn das Regel- und Beziehungswissen hat Dieter schon für ihn vorgedacht und stellt es im Project Builder als Bibliothek zur Verfügung. Karl wählt also die entsprechenden Anforderungen aus und generiert dann auf Knopfdruck die Schaltpläne. Nach unseren Erfahrungen kann Dieter auf diese Weise in Unternehmen mittlerer Größe fünf Karls, sprich fünf Anwender, bedienen.

konstruktionspraxis: Die Bibliotheken müssen immer erst erstellt werden?

Jansen: Nein, denn Ebuild gibt es in zwei Ausprägungen: Die kostenlose Version Ebuild Free beinhaltet nur den Project Builder. Über das cloudbasierte Ökosystem Epulse stellt Eplan damit schon Bibliotheken bereit, die dem Anwender Lösungen für Teilaufgaben bieten. Ein Beispiel ist die Bibliothek für die Schaltnetzteile Sitop von Siemens. Der Anwender kann diese Bibliothek nutzen und an seine Anforderungen anpassen, zum Beispiel im Hinblick auf die abzusichernde Leistung oder den Leitungsquerschnitt. Wenn der Anwender dann auf die Vollversion umsteigt, kann er mit dem Designer diese Vorlagen zum einen nutzen und als Grundlage für seine eigenen verwenden. Zum anderen kann er mit dem Designer seine eigenen, unternehmensspezifischen Bibliotheken erstellen und Konfiguratoren entwickeln.

konstruktionspraxis: Änderungen sind ja im Engineering an der Tagesordnung. Wie geht Ebuild damit um?

Jansen: Das ist eine Besonderheit: Die Benutzeroberfläche der Konfiguratoren wird aus dem Modell automatisch erzeugt. Wenn Dieter also Änderungen am Modell vornimmt, sind diese sofort für Karl im Konfigurator sichtbar.

konstruktionspraxis: Dann müsste sich für den Anwender ja eine immense Zeitersparnis ergeben?

Jansen: Ja, der Anwender erstellt Schaltpläne und Dokumente mit Ebuild deutlich schneller. Diesen Freiraum kann Karl dann etwa dazu nutzen, um interessantere Aufgaben zu erledigen oder die Produktentwicklung voranzutreiben. Freiraum ermöglicht auch Kreativität, die wiederum ein wichtiger Baustein der Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit von Steuerungs- und Schaltanlagenbauern ist.

konstruktionspraxis: Welche weiteren Vorteile ergeben sich durch die Nutzung von Ebuild?

Jansen: Neben der Zeit- und Kostenersparnis steigt die Qualität der Dokumente. Zudem wird Expertenwissen für alle Projektbeteiligten zugänglich und nutzbar , was dem aktuell herrschenden Fachkräftemangel entgegenwirkt.

konstruktionspraxis: Profitieren denn nur Serienfertiger von diesem automatisierten Engineering oder eignet sich Ebuild auch für Losgröße 1?

Jansen: Auch bei der Entwicklung von Sonderanlagen gibt es ja wiederkehrende Elemente, zum Beispiel die Einspeisung. Sobald diese in gekapselte funktionale Elemente überführt werden, spielt Ebuild auch dort seine Vorteile aus.

konstruktionspraxis: Welche Voraussetzungen gibt es für die Nutzung?

Jansen: Zunächst müssen sich Anwender von Electric P8 oder Eplan Fluid kostenlos auf Eplan Epulse registrieren. Die Vollversion von Ebuild wird hier im Abomodell angeboten. Das Schöne ist, dass der Workflow des Kunden nicht verändert werden muss. Denn Ebuild unterstützt sowohl das manuelle Engineering (Engineering to order - ETO) als auch die automatische Erstellung von Schaltplänen (Configure to order- CTO). Realistisch ist, 80 % der Schaltpläne automatisch zu erzeugen. Für den Einstieg empfehlen wir, sich einen Teilbereich vorzunehmen, beispielsweise die Einspeisungen.

konstruktionspraxis: Aktuell ist die Arbeitswelt ja durch verteilte Teams gekennzeichnet. Zudem wird im Steuerungs- und Schaltanlagenbau häufig mit Partnern und Subunternehmen gearbeitet. Welche Unterstützung bietet Ebuild dafür?

Jansen: Ein wesentlicher Mehrwert von Ebuild ist die Cloudtechnologie dahinter. Damit wird die Kollaboration und weltweite Bereitstellung von Bibliotheken für verschiedenen Standorte oder auch in einer Kunden-Auftragssituation (Subunternehmer) ermöglicht. Dem Anwender entstehen keinerlei IT-Aufwände und doch kann er sicher sein, dass die Elektrodokumentation stets nach seinen Vorschriften und den entsprechenden Normen gestaltet ist.

Vielen Dank Herr Jansen.

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