Industrie 4.1 Anwenderkongress Produktion 4.1 – Starten, statt warten

Autor / Redakteur: Reinhard Kluger / Andrea Gillhuber

Industrie 4.0: Der Hype ist verflogen, jetzt heißt es handeln. Es gilt, theoretische Ansätze in die praktische Phase zu überführen und dabei neue Fertigungsabläufe zu realisieren, und zwar parallel zum Alltagsgeschäft. Der Anwenderkongress „Produktion 4.1“ macht Unternehmen fit, damit sie den digitalen Wandel kontinuierlich und effektiv modellieren können.

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Ein Besuch, der sich lohnt: Die Besichtigung des Siemens-Motorenwerks in Bad Neustadt und der „Arena der Digitalisierung“ ermöglicht der Anwenderkongress Produktion 4.1 am 6. November 2017.
Ein Besuch, der sich lohnt: Die Besichtigung des Siemens-Motorenwerks in Bad Neustadt und der „Arena der Digitalisierung“ ermöglicht der Anwenderkongress Produktion 4.1 am 6. November 2017.
(Bild: Siemens)

Die Euphorie in Sachen Industrie 4.0 ist gewaltig, zu verlockend sind die Aussichten. Verspricht die vernetzte Produktion doch höhere Umsätze bei zugleich geringeren Kosten. Wie elektrisiert die Branche von diesem Hype ist, verdeutlichen Zahlen einer aktuellen Studie von McKinsey. Die Berater von Top-Managern haben ausgemacht, dass 62 % der deutschen Unternehmen das Potential der Digitalisierung von Wertschöpfungsketten heute höher einschätzen als noch vor einem Jahr. Und: Ihre Wettbewerber in den USA scheinen diesen Optimismus noch zu übertreffen. Dort sollen sogar 67 % der befragten Unternehmen optimistischer sein, als noch im vergleichbaren Zeitraum zuvor.

Nicht das Bewährte über die Zeit retten

Wer beim Weg in das digitale Unternehmen die Fehler der Anderen vermeiden will, der braucht professionelle Hilfe, sollte gemachte Erfahrungen nutzen. Gerade mittelständische Maschinenbauer haben oft Angst, den Boden unter den Füßen zu verlieren, ihnen fällt es nicht leicht umzudenken. So manches Unternehmen versucht dabei, das Bewährte über die Zeit zu retten: immer gleiche Abläufe immer schneller zu machen, immer ausgefeilter zu optimieren. Das Reich der klassischen Automatisierer eben. Doch in der Fabrik der Zukunft verlieren sie allmählich die Hoheit, nach und nach bestimmt die IT dort die Strukturen.

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Anwenderkongress Produktion 4.1

Der Anwenderkongress "Produktion 4.1" findet am 7. Dezember 2017 statt.
Der Anwenderkongress "Produktion 4.1" findet am 7. Dezember 2017 statt.
( Bild: Vogel Business Media )

Auf dem Anwenderkongress „Produktion 4.1 - Vom 4.0 Hype zum Handeln“ lernen die Teilnehmer, welche Excellence-Lösungen Industrie 4.0 für die Optimierung von Produktion und Instandhaltung bieten.

Effiziente Produktionsabläufe, sich selbst konfigurierende Maschinen und Anlagen sowie die Absicherung des Produktionsprozesses nach außen sind die dringlichsten Themen der deutschen Fertigungsindustrie. Angesichts des Hypes um Industrie 4.0 gilt es nun zu Handeln und die konkrete Umsetzung anzugehen um die Wettbewerbsfähigkeit der Fertigung zu gewährleisten.

In den drei Praxisforen „Predictive Maintenance“, „Plug & Produce“ und „Security“ liegt der Fokus auf schnell umsetzbarem und praktischem Wissen.

Der Anwenderkongress findet am 7. November 2017 im VCC Vogel Convention Center in Würzburg statt. Am Vortag, dem 6. November 2017, besteht die Möglichkeit, das Siemens Motorenwerk und die „Arena der Digitalisierung“ in Bad Neustadt an der Saale zu besichtigen.

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Das Zauberwort von morgen heißt: Vernetzte Produktion. Dabei sind alle Fertigungsschritte untereinander verkettet, was in der Praxis bedeutet, dass Unternehmen ihre komplette Wertschöpfungskette digitalisieren müssen. Für die Beteiligten ist das eine Herkules-Aufgabe. Wichtige Voraussetzung dabei ist die genaue Definition aller Prozesse. Eine oft erdrückende To-Do-Liste, der sich so manches Unternehmen dadurch entziehen möchte, dass es versucht, alte Strukturen über die Zeit zu retten. Dennoch gilt, mit eingefahrenen Strukturen lässt sich kaum weiteres Wachstum erzielen. Industrie 4.0 krempelt die Abläufe in der Fabrik kräftig um und trägt dazu bei, Potenzial für zusätzliches Wachstum zu erschließen.

Digitalisierung erfordert ein Umdenken

„Die Fähigkeit digital zu denken, erfordert neben einer mentalen Ausrichtung der Mitarbeiter eine entsprechende Infrastruktur im Unternehmen“, ist sich Dr. Stephan Fischer von Trumpf Werkzeugmaschinen sicher.
„Die Fähigkeit digital zu denken, erfordert neben einer mentalen Ausrichtung der Mitarbeiter eine entsprechende Infrastruktur im Unternehmen“, ist sich Dr. Stephan Fischer von Trumpf Werkzeugmaschinen sicher.
(Bild: Trumpf)

Verändern sich organisatorische und technische Abläufe sind Unternehmen herausgefordert, darauf mit neuen Strategien zu antworten. Was ihnen auf diesem Weg oft fehlt, das bringt Dr. Stephan Fischer, Trumpf Werkzeugmaschinen, auf den Punkt: „ Viele Unternehmen besitzen häufig kein explizites Know-how im Bereich IT und Digitalisierung, das über die traditionelle IT-Prozessumgebung hinaus geht, sodass tiefe Verunsicherung über den Einsatz und die Integration von Digitalisierung in Prozesse und Produkte besteht. Viele Unternehmen schrecken daher vor dem Eingriff in laufende und komplexe Produktionssysteme zurück.“ Doch die neuen Abläufe in der Fabrik erfordern bei allen Beteiligten ein Umdenken. Stephan Fischer: „Die Fähigkeit digital zu denken, erfordert neben einer mentalen Ausrichtung der Mitarbeiter eine entsprechende Infrastruktur im Unternehmen. Sowohl das Change Management der Mitarbeiter, als auch der Aufbau der Infrastruktur erfordert hohe Investitionen bei gleichzeitiger Ungewissheit über zu erwartende Erträge.“

Mit industriellen Plattformen zu neuen Geschäftsmodellen

Patentrezepte zum Einstieg in den Digitalen Wandel gibt es nicht, bei den „ganz großen“ Unternehmen ist dieser Prozess schon angelaufen, bei den kleinen und mittelständischen Unternehmen hapert es hier und da ein wenig, aber für alle gilt: Starten, nicht warten! Auf den Erfahrungen anderer aufbauen! Mit kleinen Schritten zum Erfolg!

Sowohl zum Vernetzen der Wertschöpfungskette in der Fabrik, als auch zum Etablieren neuer Geschäftsmodelle sind industrielle IT-Plattformen gefragt. Ohne sie geht nichts. Sie bilden die „technische Integrationsschicht“. Zum einen, um die große Anzahl der Daten zu aggregieren, die die vernetzten Produkte erzeugen, und zum anderen, um die Daten weiter zu verarbeiten und so aufzubereiten, dass sich mit ihnen neue Dienstleistungen realisieren lassen – als Basis für neue Geschäftsmodelle, für Big-Data-Lösungen oder als „Futter“ für künstliche Intelligenz. Wenn also industrielle Plattformen den Schlüssel zum Aufschließen der digitalen Marktplätze bilden, dann möchten zahlreiche Unternehmen einen solchen Trumpf in ihren Händen halten. So groß und unüberschaubar derzeit auch die Anzahl an Plattformen sein mag, Experten schätzen, dass davon in den nächsten Jahren nur wenige industrielle digitale Marktplätze übrig bleiben. Entscheidend für deren Erfolg: Wer hat die kritische Masse an Applikationen auf seiner Plattform? Von Vorteil ist der, der selbst viele eigene Anlagen bei Kunden stehen hat, wie die - um nur einige zu nennen - großen Automatisierer Siemens, General Electric und ABB aber auch die erfolgreichen klassischen Maschinenbauer, wie Homag und Trumpf.

Predictive Maintenance: Erfassen, bewerten, vorhersagen

Wenn von neuen datenbasierten Geschäftsmodellen die Rede ist, dann ist Predictive Maintenance stets das Paradebeispiel. Mit vorausschauender Wartung lassen sich in der Praxis konkrete Erfolge rasch umsetzen, rechnen sich die Investitionen spürbar und schnell. Wer aufgrund der vorhanden Daten weiß, wie viele Stunden ein Motor schon läuft, wie viele und welche Auslösungen ein Leistungsschalter hinter sich hat, der kann ein möglichen Ausfall solcher Komponenten voraussagen. Er kann deren Austausch dann vornehmen, wenn es produktionsbedingt „ruhiger“ zugeht. Damit eins nicht passiert: Dass ein plötzliches Versagen eines Einzelteils die komplette Fertigung stillstehen lässt.

„Predictive Maintenance darf nicht als Heilsbringer verkannt werden“, so Sebastian Feldmann von Roland Berger.
„Predictive Maintenance darf nicht als Heilsbringer verkannt werden“, so Sebastian Feldmann von Roland Berger.
(Bild: Roland Berger)

Predictive Maintenance, also Wartung 4.0, trägt dazu bei, plötzliche und damit teure Reparaturen zu vermeiden, sie warnt vor sich anbahnenden Ausfällen anfälliger Komponenten in der Maschine, immer mit dem Ziel: rechtzeitig vorbeugende Maßnahmen ergreifen zu können. In der Praxis spricht man deshalb schon mal vom Dreisprung: Erfassen! Bewerten! Vorhersagen!

Dass Predictive Maintenance sich im Aufwind befindet, ist das Fazit einer Studie, die der VDMA und Roland Berger auf der Hannover Messe vorstellten. Jedes zweite Unternehmen rechne mit einem Durchbruch in Sachen Predictive Maintenance. „Allerdings darf Predictive Maintenance auch nicht als Heilbringer verkannt werden, der bisherige Defizite im Service-Angebot ausgleicht“, warnt Roland-Berger-Experte Sebastian Feldmann. „Das Servicegeschäft muss weiterhin in einem ganzheitlichen Unternehmensansatz analysiert und optimiert werden.“

Abwehr von Cyber-Attacken ist oberstes Gebot

Wo wertvolle Daten anfallen, in denen das gesamte Know-how eines Unternehmens steckt, wachsen die Begehrlichkeiten. Da muss man diese Kronjuwelen vor fremden Zugriffen schützen, die Aufgabe von Cyber-Security. Und sind die Daten erst einmal außer Haus, stellt sich häufig die Frage: Wem gehören sie denn nun? Unisono versichern Cloud-Betreiber oder Big Data-Dienstleister: „Die Daten gehören den Kunden!“ „Unser Geschäftsmodell ist das der Produktivität“, untermauert Uwe-Armin Ruttkamp, bei Siemens Leiter des Segments Machine Tool Systems, eine solche Vertrauensgarantie: „Wenn wir von der Produktivität der Endkunden sprechen, geht es darum, dass diese mit unseren Produkten schneller fertigen können. Für uns ist es nicht relevant, Besitzer der Daten zu sein, sondern uns geht es darum, mit den Daten der Kunden für diese eine höhere Produktivität zu erreichen.“

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Anwenderkongress Produktion 4.1

Der Anwenderkongress "Produktion 4.1" findet am 7. Dezember 2017 statt.
Der Anwenderkongress "Produktion 4.1" findet am 7. Dezember 2017 statt.
( Bild: Vogel Business Media )

Auf dem Anwenderkongress „Produktion 4.1 - Vom 4.0 Hype zum Handeln“ lernen die Teilnehmer, welche Excellence-Lösungen Industrie 4.0 für die Optimierung von Produktion und Instandhaltung bieten.

Effiziente Produktionsabläufe, sich selbst konfigurierende Maschinen und Anlagen sowie die Absicherung des Produktionsprozesses nach außen sind die dringlichsten Themen der deutschen Fertigungsindustrie. Angesichts des Hypes um Industrie 4.0 gilt es nun zu Handeln und die konkrete Umsetzung anzugehen um die Wettbewerbsfähigkeit der Fertigung zu gewährleisten.

In den drei Praxisforen „Predictive Maintenance“, „Plug & Produce“ und „Security“ liegt der Fokus auf schnell umsetzbarem und praktischem Wissen.

Der Anwenderkongress findet am 7. November 2017 im VCC Vogel Convention Center in Würzburg statt. Am Vortag, dem 6. November 2017, besteht die Möglichkeit, das Siemens Motorenwerk und die „Arena der Digitalisierung“ in Bad Neustadt an der Saale zu besichtigen.

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Beim Thema Cyber Security bekommt das Wort Vertrauen manchmal einen etwas anderen Sinn. Steht es doch eher für: „Wir vertrauen darauf, dass nichts passiert“. Wer sich folglich zu sorglos des Themas annimmt, ist schnell Ziel von Angriffen auf Server und Steuerungen. So habe die Cyberkriminalität in Deutschland innerhalb dieses Jahres erheblich zu genommen. Darauf weist das finnische Unternehmen F-Secure hin. Es beziffert die Gesamtzahl der festgestellten Angriffe: 5,6 Millionen sollen es in den ersten drei Monaten des Jahres gewesen sein, und schon 11,3 Millionen im zweiten Quartal. Ein Anstieg um mehr als das Doppelte.

IT-Security als zentrale Aufgabe

„IT-Sicherheit steht ganz oben auf der Agenda“, bilanziert Sebastian Rohr, CTO bei Accessec die Zukunft der vernetzten Produktion.
„IT-Sicherheit steht ganz oben auf der Agenda“, bilanziert Sebastian Rohr, CTO bei Accessec die Zukunft der vernetzten Produktion.
(Bild: Accessec)

Aber ohne wirkungsvolle Industrial Cyber Security keine Industrie 4.0. IT-Security ist die zentrale Aufgabe, die es zu lösen gilt, oder wie Sebastian Rohr, CTO der Accessec GmbH, aus seinen Beratungsprojekten weiß: „Nicht nur Umfragen belegen – auch ein Blick in die Praxis zeigt, dass viele Unternehmen unter Druck stehen, digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln, die sich an den Bedingungen und Herausforderungen des Internet der Dinge, der Digitalen Transformation oder der Industrie 4.0 orientieren und den Weg in die Cloud einschließen.“ Sein Fazit: „ IT-Sicherheit steht dabei für viele Verantwortliche ganz oben auf der Agenda.“

Der Autor:

Reinhard Kluger ist Fachjournalist in Höchberg bei Würzburg.

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